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Reizangeltraining: Den Hund richtig auspowern mit der Reizangel

Ein Mann trainiert seinen Hund mit einer Reizangel.

Vielleicht kennst Du ja schon das Wort Reizangeltraining und weißt, was es damit auf sich hat. Vielleicht bist Du aber auch nur auf der Suche, nach einer Möglichkeit, Deinen Hund zu trainieren und ihn auszupowern. In diesem Artikel findest Du nicht nur wichtige Informationen, die Dir dann dabei helfen werden, das Reizangeltraining mit Deinem Hund durchzuführen. Du findest zudem auch eine Anleitung, wie ein Reizangeltraining genau abläuft.

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Hunde haben immer noch einen Jagdinstinkt, den Du nicht abtrainieren solltest und kannst.
  • Wichtig ist vor allem, dass man die Kontrolle der Impulse und Triebe durch ein gewisses Training erreichen kann.
  • Reizangeltraining ist besonders dafür geeignet, den Gehorsam und die Konzentration, sowie die Bewegung Deines Hundes zu fördern.
  • Deinem Hund sollte es einwandfrei gehen. Wenn das nicht der Fall ist, solltest Du kein Training mit ihm absolvieren.
  • Achte stets auf die richtige Ausführung des Trainings.

Hintergründe: Was Du über das Reizangeltraining wissen solltest

Die nachfolgenden Informationen geben Dir einen guten Überblick über die wichtigsten Informationen rund um die Reizangel und das Training mit dieser.

Was ist Reizangeltraining?

Um zu erklären, was Reizangeltraining ist und wozu es dient, werden wir die Bausteine dieses Wortes auseinandernehmen und versuchen, hinter deren Bedeutung zu kommen.

Reizangel

Die Reizangel ist ein Werkzeug, beziehungsweise Spielzeug, das man bei Hunden verwenden kann. Üblicherweise besteht es aus einem Stock, einer Schnur und einem Gegenstand, der die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich ziehen soll.

Training

Das Training in dem Wort Reizangeltraining bedeutet, dass die Reizangel dazu genutzt wird, etwas mit dem Hund zu trainieren. Was Du jetzt genau mit einer Reizangel trainieren kannst, zeigt Dir der folgende Abschnitt.

Warum macht man Reizangeltraining?

Reizangeltraining wird dazu verwendet, um dem Hund mehrere wichtige Dinge beizubringen. Unter diesen sind Gehorsam, Bewegung, das richtige Verwenden des Jagdinstinkts,  Ausdauer und auch Konzentration inbegriffen. Das bedeutet, dass Du Deinen Hund geistig und körperlich förderst.

Du, als Halter und Benutzer der Reizangel, musst Dich nicht viel bewegen und trotzdem hat Dein Hund die Chance, schnell und gezielt die “Beute” an der Reizangel zu verfolgen. Da die Stöcke und das Seil der Reizangel meist mindestens zwei Meter lang sind, hast Du einen großen Radius.

Um Dir das Ganze besser vorstellen zu können, denk einfach an einen Kreis. Du stehst in der Mitte und drehst Dich. Du hältst in der Hand die Reizangel, die sich durch Dein Drehen ausbreitet und somit Deinen Arm verlängert. Das bedeutet, dass Du Dich nicht groß bewegen musst, Dein Hund aber sehr schnell hinter dem Gegenstand an der Reizangel hinterherjagen kann.

Voraussetzungen für das Reizangeltraining: Worauf solltest Du beim Reizangeltraining achten?

Damit das Reizangeltraining zum Erfolg wird, gibt es einiges zu beachten. Im Folgenden haben wir Dir alle wichtigen Informationen zusammengestellt.

Zahnen

Sollte Dir aufgefallen sein, dass Dein Hund sensible Zähne hat oder diese gerade am Herauswachsen sind, solltest Du entweder sehr vorsichtig mit dem Reizangeltraining sein oder ganz auf es verzichten.

Die Hunderasse

Manche Hunderassen haben durch die Zucht den Jagdinstinkt fast vollkommen verloren. Bei Hunderassen, welche diesen jedoch noch in ihrem Blut verankert haben, lohnt es sich, mit diesem umzugehen und zu versuchen, ihn unter Kontrolle zu halten.

Vorkenntnisse

Kann Dein Hund schon Tricks wie Sitz, Platz und Hol? Dann ist das eine perfekte Voraussetzung, um mit dem Reizangeltraining zu beginnen. Falls Dein Hund diese nicht auf Dein Kommando ausführen kann, solltest Du ihm diese erst einmal beibringen.

Tipp: Dein Hund sollte die Kommandos “Sitz”, “Platz”, “Hol”, “Los” und “Bleib” ausführen können. Wenn er das nicht kann, solltest Du ihm erst einmal diese Begriffe beibringen.

Die Persönlichkeit Deines Hundes

Ist Dein Hund ein wilder kleiner Racker oder doch eher ein ruhiger Hund, der oft in seinem Bettchen liegt? Das sind wichtige Anhaltspunkte, auf die Du achten solltest. Zudem ist es wichtig, darauf zu achten, wie Dein Hund mit der Reizangel umgeht.

Da diese sehr lang ist, könnte sie möglicherweise als Bedrohung wahrgenommen werden. Sollte Dir auffallen, dass Dein Hund Angst vor der Reizangel hat, solltest Du, als seine Vertrauensperson, erstmal nur mit einem Gegenstand arbeiten, der lediglich an einer Schnur oder einem Seil befestigt ist.

Neben der Reaktion auf die Reizangel, solltest Du auch darauf achten, ob Dein Hund schnell aufgibt oder gelangweilt ist. Du solltest besonders auf Hunde, die Frust dabei bekommen, wenn Sie den Gegenstand an der Leine nicht bekommen, eingehen und diesen auch ab und zu ein Erfolgsgefühl geben.

Hunde, die Angst vor Personen haben, können durch das sanfte Training mit der Reizangel Vertrauen mit der trainierenden Person aufbauen.

Das Alter Deines Hundes

Dein Hund ist ein Senior oder ein Welpe? Dann ist das Reizangeltraining nicht mehr, beziehungsweise noch nichts für ihn. Welpen befinden sich noch in der Wachstumsphase, in der die Gelenke, Bänder und Muskeln nicht überstrapaziert werden sollten.

Natürlich kannst Du ein bisschen mit der Reizangel und Deinem Welpen und Senior spielen, Du solltest es aber wirklich ruhig angehen lassen.

Der Gesundheitszustand Deines Hundes

Neben dem Alter ist auch der Gesundheitszustand Deines Hundes von großer Bedeutung. Dass Hunde mit Gelenkschmerzen und Gliederschmerzen nicht übermäßig strapaziert werden sollten, ist natürlich selbstverständlich. Wenn Du merkst, dass Dein Hund eventuell krank sein könnte, solltest Du mit ihm zu einem Tierarzt gehen.

Ausrüstung bei Mensch und Hund

Die Voraussetzungen, um ein Reizangeltraining durchführen zu können, wurden im vorherigen Teil dieses Artikels besprochen. Aber was genau brauchst Du und was braucht Dein Hund für ein erfolgreiches Training?

Was brauchst Du?

Du solltest rutschfeste Schuhe mit einem guten Profil wählen, in denen Du eine gute Stabilität hast. Zudem ist es wichtig, dass Du genug Stauraum an Dir hast, um beispielsweise Leckerlis zu verstauen.

Was braucht Dein Hund?

Es ist besonders wichtig, dass Dein Hund einen Rückzugsort und genügend Wasser während der Pausen zur Verfügung hat. Wenn Du das Reizangeltraining nicht bei Dir auf dem eigenen Grundstück, sondern in der Öffentlichkeit durchführst, solltest Du Deinen Hund immer mit den folgenden Dingen ausstatten.

Dein Hund braucht unbedingt eine Leine, ein Halsband und ein Brustgeschirr. So kann er auch nicht ausbüxen, wenn er zum Beispiel eine Katze oder einen Hasen sehen sollte.

Reizangeltraining beim Hund richtig durchführen

Du brauchst beim Reizangeltraining auch genügend Leckerlis, mit denen Du Deinen Hund belohnen kannst.

Wie lange und wie oft solltest Du das Training mit Deinem Hund durchführen?

Die individuelle Dauer und Regelmäßigkeit des Trainings sollte sich an dem Leistungsvermögen Deines Hundes orientieren. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Du spätestens nach 10 Minuten eine Pause einlegst, in der Dein Hund sich zurückziehen und etwas erholen kann.

Stelle ihm immer genug Wasser zur Verfügung. Die Regelmäßigkeit der Trainingseinheiten sollten so gleichmäßig wie möglich organisiert werden, sonst bleibt der Lerneffekt Deines Hundes aus.

Reizangeltraining: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Wie funktioniert Reizangeltraining? Das ist eine Frage, die individuell, unter Berücksichtigung  der oben aufgeführten Voraussetzungen beantwortet werden sollte.

Der erste Schritt: Das richtige Verwenden der “Beute”

Der Gegenstand, den Du bei dem Training mit der Reizangel verwenden solltest, sollte auf jeden Fall das Interesse Deines Hundes wecken. Aber wie findest Du den richtigen Gegenstand? Das ist ganz einfach. Suche Dir einige Gegenstände aus der Sammlung Deines Hundes aus.

Spiele mit Deinem Hund mit jedem einzelnen Gegenstand. Der Gegenstand, der bei Deinem Hund am meisten Freunde und Aufmerksamkeit erregt hat, wird als Gegenstand an der Angel befestigt.

Tipp: Achte darauf, dass der Gegenstand nicht zu schwer ist und dass er sich gut ziehen lässt. Zudem sollte es Deinem Hund auch gelingen können, den Gegenstand zu erreichen.

Der zweite Schritt: Aufwärmen

Das Aufwärmen von Hunden vor einem Training ist genauso wichtig wie das von Menschen. Wenn Dein Hund “mit kalten Muskeln”  mit dem Training anfängt, kann es passieren, dass er sich dabei verletzt.

Der dritte Schritt: Das erste Jagen der Beute

Du solltest damit anfangen, Deinen Hund auf den Gegenstand an der Reizangel aufmerksam zu machen. Dazu bewegst Du diesen etwas über den Boden und kannst ihn auch Zickzack-Bewegungen durchlaufen lassen. Dein Hund wird anfangen, der Beute nachzujagen.

Nachdem Du das etwa eine Minute gemacht hast, ziehst Du die Leine mit der Beute nach oben und sagst das Kommando “Sitz”. Wenn Dein Hund dem Kommando gefolgt ist, kannst Du wieder mit dem Jagen anfangen, indem Du den Gegenstand wieder zum Boden führst und “Los” sagst.

Tipp: Dein Hund sollte die Kommandos kennen und beherrschen, da er sonst nicht versteht, was Du von ihm möchtest. Es kann helfen, die Kommandos mit dem Pfeifen einer Pfeife zu verbinden.

Der vierte Schritt: Die Beute darf nicht gehetzt gejagt werden

In diesem Schritt ist die Konzentration Deines Hundes gefragt. Du sagst Deinem Hund, dass er „Sitz“ machen soll. Wenn er das macht, legst Du die Beute vor ihm auf den Boden und zeigst ihm durch das Kommando “Bleib”, dass er sich nicht auf die Beute stürzen darf. Wenn das gelingt, kannst Du ihm durch das Kommando “Los” als Belohnung jagen lassen.

Bleibt er bei “Bleib” nicht sitzen, hebe die Angel wieder so hoch, dass Dein Hund den Gegenstand nicht erreichen kann und sage erneut “Sitz”. Versuche es dann von vorne. Gelingt das mehrmals, kannst Du die Dauer des Sitzens und Wartens langsam stückweise erhöhen.

Tipp: Das führt dazu, dass Dein Hund lernt, dass er auch gehorchen muss, wenn er aufgeregt ist und beispielsweise der Katze gerne hinterherjagen würde. 

Der fünfte Schritt: Das Ausführen von “Platz” und “Sitz” aus der Entfernung

Dein Hund soll im nächsten Schritt daran gewöhnt werden, auf Dein Kommando auch etwas entfernter von Dir “Platz” oder “Sitz” zu machen. Dabei kann eine weitere Person helfen, die bei Deinem Kommando Deinen Hund an Ort und Stelle in die richtige Position bringt. So lernt Dein Hund auch in einiger Entfernung von Dir Sitz und Platz zu machen.

Zu Anfang ist es für den Hund einfacher, wenn Du das Ganze erst einmal ohne die Reizangel versuchst. Du kannst bei Gelingen die Entfernung und den Abstand zwischen den verschiedenen Kommandos variieren. Um das Geübte dann auch in Bewegung zu verfestigen, gehst Du mit Deinem Hund ein Stück und gibst das Kommando “Sitz” oder “Platz”.

Wenn Dein Hund darauf hört, gibst Du ihm zur Belohnung ein Leckerli. Je öfter Du das übst, desto mehr brennt sich dieser Vorgang bei Deinem Hund ein. Wenn er die Kommandos in Bewegung beherrscht, kannst Du diese auch bei dem Training mit der Reizangel einbinden.

Der sechste Schritt: Das Kommando “Sitz” bei dem Training mit der Reizangel

Nimm Dir am besten hierfür eine weitere Person, die die Reizangel betätigt, damit Du Dich vollkommen auf Deinen Hund konzentrieren kannst. Du solltest mit dem Befehl erst anfangen, wenn Dein Hund schon einige Zeit hinter der Angel hergejagt ist.

Ziel bei dieser Übung ist ebenfalls wie in der vorherigen Übung, Deinen Hund daran zu gewöhnen, auf Dich zu hören, auch wenn er nach seinem Jagdinstinkt handelt und sehr aufgeregt ist. Führe die Übung wie bei Schritt fünf durch.

Der siebte Schritt: Das Kommando “Platz” bei dem Training mit der Reizangel

Dieser Schritt fügt dem Prozess des Kommandos “Sitz” noch ein “Platz” hinzu. Das bedeutet, dass Du Deinem Hund den Befehl zum “Sitz” gibst.

Danach lässt Du ihn nicht wie im vorherigen Schritt Weiterjagen (durch den Befehl “Los”), sondern gibst das Kommando “Platz”. Führt er dieses aus, kannst Du ihn mit dem Befehl “Los” weiterjagen lassen.

Der achte Schritt: Die Beute bringen

Wenn Dein Hund den Gegenstand am Ende der Reizangel fangen sollte, solltest Du ihm durch den Befehl “Bring” zeigen, dass er Dir den Gegenstand bringen soll. Möchtest Du Deinen Hund dazu motivieren, kannst Du ihm im Austausch gegen die Beute ein Leckerli anbieten.

Tipp: Denke an genug Pausen, damit sich Dein kleiner Vierbeiner auch mal erholen kann.

Trivia: Interessante Fragen zum Reizangeltraining.

Nachfolgend erhältst Du einige interessante Fragen, die Dir eventuell dabei helfen, zu überlegen, ob das Training mit einer Reizangel sinnvoll für Dich und Deinen Hund ist.

Reizangel kaufen oder selber machen?

Da die Reizangel nur aus einem langen Stock, einem Seil und einem Gegenstand als Beute besteht, kannst Du die Reizangel auch einfach selbst herstellen. Als geeigneten Stock kann man beispielsweise einen Besenstiel benutzen.

Betrachtet man aber die Länge von zwei Metern, kann so eine Reizangel sehr schnell sehr sperrig werden und viel Platz verschwenden. Deshalb gibt es vor allem im Handel Reizangeln, die über einen ausfahrbaren Stock verfügen. Dadurch kannst Du die Reizangel bei Bedarf ausschieben und bei Bedarf auch wieder zusammenschieben, sodass diese nicht viel Platz verbraucht.

Was ist Impulskontrolle beim Hund?

Impulskontrolle bei einem Hund beschreibt das Vorhandensein der Fähigkeit, einen Impuls, beispielsweise den Jagdinstinkt zu kontrollieren. Durch verschiedene Methoden kann die Impulskontrolle verbessert werden. Ein Beispiel dafür ist das hier aufgeführte Reizangeltraining.

Reizangeltraining beim Hund richtig durchführen.

Hunde verspüren oft Impulse, die sich auch in Trieben manifestieren können. Die Impulskontrolle ermöglicht es, einen Hund daran zu hindern, einen Ball zu fangen.

Wie lernen Hunde am besten?

Die Frage, wie Hunde am besten lernen, lässt sich auf zwei Bestandteile aufteilen. Zum einen gibt es da die Methode der Belohnung und zum anderen die Methode der Bestrafung. Aber welche Methode nimmt der Hund besser auf und durch welche lernt er besser? Anhand dieses Beitrags lässt es sich schon vermuten.

Durch das Belohnen von richtig gemachten Dingen, verbinden Hunde das Erledigen dieser Dinge mit einem positiven Gefühl, wodurch sie schneller und vor allem effektiv erlernen können.

Fazit

Betrachten wir das hier Niedergeschriebene nun mal aus einem Blickwinkel, der alle Informationen miteinander verbindet. Du kannst sehen, dass das Training mit der Reizangel Deinen Hund nur zugutekommt und ihm wichtige Eigenschaften antrainiert.

Zudem fördert dieses Training Deinen Hund nicht nur körperlich, sondern auch geistig, da er sich bei einem Fehlschlag neue Strategien ausdenken muss, wie er die Beute erfolgreich fangen kann.

Es zeigt sich klar, dass einige Hunde nach wie vor einen Jagdtrieb haben, denn man nicht unterbinden kann und sollte. Du und Dein Hund haben die Chance, durch dieses Training mehr zusammenzuwachsen und neue Dinge zu entdecken.

Neben dem Gehorsam, der Konzentration und viel Bewegung ermöglicht das Training mit der Reizangel somit eine Kontrolle der Impulse, die vor allem im Wald von sehr großer Bedeutung ist.

Weiterführende Links

Wie mache eine Reizangel selbst? Mehr erfahren.

Welche Tricks kann ich als Anfänger meinem Hund wie beibringen?

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